Prokrastination oder auch Aufschieberitis – darunter leidet so manch einer oder eine. Die eigenen Prioritäten und Wünsche sind schon längst klar, denn schließlich leben wir in einer Welt, in der wir über Podcasts oder gute und gewichtige Lektüre sehr vielen Reflektionsthemen selbst prima auf die Schliche kommen können.

Was aber, wenn alles Gelesene nicht hilft?
Dann ist es gut möglich, dass eine alte Erfahrung unser heutiges Handeln lenkt. Erfahrungen, die wir „ungut“ abgespeichert haben, sind meist Beziehungserfahrungen (mit Eltern, Lehrern, anderen engen Bezugspersonen) und auch Erfahrungen mit Leistung (Schule, Sportverein etc.). Diese Erfahrungen erinnern wir meist nicht, und wir sind deshalb in der Suche nach einer möglichen Lösung „lost“.

Als Anne ins Coaching kam, wirkte sie im ersten Moment frisch, präsent, dynamisch und selbstbewusst – eine Macherin. Sie erzählte, dass sie sich in Gegenwart ihres Vorgesetzten aus für sie unerklärlichen Gründen plötzlich sehr gehemmt fühlt. Sie merkte, dass sie sich ihm gegenüber nicht richtig artikulieren und positionieren kann, und dass sie die Tendenz entwickelt hat, Gespräche mit ihm aufzuschieben und sogar eigene Entscheidungen im Projekt. Sie erlebte mehr und mehr, dass spannende, neue Projekte an andere Kollegen gegeben wurden und hatte den Eindruck, dass der Chef wenig von ihr hielt. Im Vorgespräch benannte sie ihren Wunsch, innerlich frei und selbstbewusst im Kontakt mit ihrem Chef zu sein. Sie erzählte, dass sie auch schon ganz viel Selbstreflektion hinter sich hätte und auch schon einige Bücher gelesen hatte. Nichts hat so wirklich geholfen. In so einem Fall ist ein deep-dive sinnvoll, mit einer systemischen Aufstellung!

In ihrer Aufstellung kam zutage, dass sie als Kind große Angst vor ihrem ersten Klassenlehrer hatte. Dieser Lehrer hatte sichtlich mit seinen Aggressionen zu kämpfen, und die kleine, gerade erst 6-jährige Anne hatte diese Erfahrung als sehr bedrohlich abgespeichert. Ihre Strategie als Kind war: still und unsichtbar sein. Sie sagte nach der Aufstellung, dass sie gar keine Erinnerungen an diesen Lehrer hatte, aber nach Rückfrage bei ihren Eltern erfuhr, dass sie tatsächlich im ersten Schuljahr oft weinend nach Hause gekommen war.

In der Aufstellung wurde der Zusammenhang zu ihrer heutigen Blockade offenbar: ihr heutiger Chef und die berufliche (Abhängigkeits-) Konstellation hat diese alte Erfahrung wachgerufen. So kam ihre aktuelle Zurückhaltung genauso zustande wie das Zurückhalten von Entscheidungen. Innerhalb der Aufstellung kam es zu einer weitreichenden Klärung.

Anne erzählte mir zwei Wochen später, dass es nach der Aufstellung sehr in ihr gearbeitet hat und dass sie nach ein paar Tagen morgens aufwachte mit einem ganz neuen Grundgefühl. Bei einem weiteren Treffen sagte Sie mir, dass Ihr Chef ihr das Feedback gab: „diese neue Anne ist klasse – weiter so!“. Anne selbst sagt, dass sie sich jetzt kaum mehr daran erinnern kann, warum sie ihrem Chef gegenüber jemals so gehemmt gewesen ist.

Haben Sie ein Anliegen, dass Sie gern lösen wollen? Dann lassen Sie uns gern darüber sprechen, ob sich Ihr Anliegen für eine Aufstellung anbietet – sei es im 1:1 oder im Rahmen eines Aufstellungstages mit Stellvertretern.

Infos finden Sie unter dem Menüpunkt: Systemaufstellung.